Never change a running system

Noch ein Computer-Vergleich aus der Reihe der älteren Texte (ca. 2003):

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computerVor kurzem habe ich im Büro einen neuen Computer bekommen. Klasse, dachte ich mir, jetzt kann ich endlich richtig loslegen. Doch erst einmal müssen natürlich die entsprechenden Programme installiert werden. Und schon gehen die Probleme los. Das andere Betriebssystem reagiert anders als gewohnt. Manche Dinge laufen überhaupt nicht. Wäre ich doch bloß beim alten – wenn auch reichlich langsamen – Gerät geblieben! Da lief wenigstens alles so wie ich es wollte! Ich hatte ihn mir richtig gut eingerichtet, so dass ich an alles, was ich brauchte bequem ‚rankam. Nun musste ich fast wieder von vorne anfangen und auf manch liebgewordenes Programm verzichten. „Never change a running system“ („Verändere nie ein System, das funktioniert“) das kam mir dabei in den Sinn. Mein System lief, wenn auch nicht immer störungsfrei. Jetzt musste ich mich wieder umstellen, ja sogar auf einiges verzichten. „Ich will mein altes Gerät wieder haben!“, war meine erste Reaktion.

Nun war aber genau das nicht möglich. Es hatte schließlich einen guten Grund, dass ich einen neuen PC brauchte. Die alte Version eines wichtigen Programm, mit dem ich arbeiten musste, wird demnächst nicht mehr unterstützt. Wir sind also gezwungen, auf die neue Version umzusteigen. Mit dem alten Computer war das nicht mehr zu schaffen. Deshalb musste ein neuer her, ob es mir nun passte oder nicht.

„Never change a running system“ gilt also doch nur bedingt. Manchmal muss man eben trotzdem etwas ändern, auch wenn scheinbar alles gut läuft. Es scheint mir, dass es im menschlichen Leben nicht viel anders aussieht. Will man mit anderen über den Glauben sprechen, bekommt man oft Antworten wie „Ich komme auch so gut zurecht.“, „bisher habe ich Gott auch nicht gebraucht.“ oder „Mein Leben gefällt mir, wie es ist.“ Im Moment läuft alles gut, warum also etwas daran ändern? Die Bibel lässt aber keinen Zweifel daran, dass unser jetziges Leben nicht mit dem ewigen Leben – dem Reich Gottes – „kompatibel“ ist. Man könnte sagen, dass wir mit dem alten System künftig nicht mehr arbeiten können, es wird nicht mehr unterstützt, genau so wie meine alte Programmversion künftig unbrauchbar sein wird. Jesus drückt es im Gespräch mit Nikodemus so aus: „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Johannes 3, 3)

Natürlich ist das nicht so einfach, vieles wird neu sein, anderes wird so nicht mehr gehen, wie man es gewohnt ist oder einen anderen Stellenwert einnehmen. Klar, dass man sich dann vielleicht sein altes Leben zurück wünscht. Doch es ist völlig gleichgültig, ob es jetzt gut läuft, oder nicht. Die Umstellung ist notwendig. Lukas 5, 37 – 39 „Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche und wird verschüttet, und die Schläuche verderben. Sondern neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der vom alten Wein trinkt, will neuen; denn er spricht: Der alte ist milder.“ Mit dem alten Leben können wir vor Gott nicht bestehen, sondern nur mit dem neuen Leben, das er uns schenken will.

Zum Ziel kommen

Text aus dem Jahr 2004 – mal wieder ein Auto-Vergleich:

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strasseWer in einer fremden Umgebung zurecht kommen muss, der kennt das Problem. Die Wegbeschreibung ist ungenau, einmal die richtige Abfahrt verpasst und nach der zwanzigsten Einbahnstraße hilft auch der beste Orientierungssinn nicht weiter.  In einer Stadt wie Köln kann das jedenfalls leicht passieren. Da kann dann froh sein, wer einen Beifahrer hat, der Straßenkarten lesen kann. Wer sich aber – weil er allein unterwegs ist – auf Beschreibungen und Schilder verlassen muss, der ist dann auch verlassen.

Schon seit einiger Zeit gibt es dafür freundliche elektronische Helfer, die per Sprachausgabe den richtigen Weg führen und auch dann noch zurecht kommen, wenn man von diesem vorher berechneten Weg abkommt. Navigationssysteme – so heißen die nützlichen Geräte – können innerhalb kürzester Zeit einen neuen Kurs berechnen.

Seit kurzer Zeit lasse ich mir ebenfalls von einem solchen Gerät den Weg zeigen. Dabei stelle ich fest, dass aber noch viele alte Gewohnheiten zum Tragen kommen. „Lieber den bekannten Weg fahren“, „Lieber Hauptstraßen benutzen“, „Wer weiß wo ich sonst noch rauskomme“. Das sind Gedanken, die ein gewisses Misstrauen offenbaren.  Wirklich hilfreich sind diese Hilfen nur, wenn ich sie auch in Anspruch nehme.

Das erinnert mich ein wenig daran, wie ich manchmal mit der Führung Gottes in meinem Leben umgehe. „Kann das stimmen, was er mir da sagt? So habe ich das ja noch nie gesehen oder getan!“ Und die Versuchung ist groß, doch eher die bekannten Wege zu nutzen, die ausgetretenen Pfade.

Mein Navigationssystem mahnt mich manchmal, bei der nächsten Möglichkeit umzukehren, nicht einfach einen anderen Weg zu nehmen. Und das tut Gott auch oft. Nicht immer können wir auf unseren bekannten Pfaden zum Ziel kommen. Da müssen wir die Richtung ändern, umkehren, oder – wie die Bibel es sagt – Buße tun.

Um den richtigen Weg zu finden, muss ich wissen, wo ich gerade stehe und wohin ich soll. Beim Navigationssystem kommt die Standortbestimmung „von oben“, also von Satelliten. Vielleicht müssen wir auch manchmal „oben“ nachfragen, bei dem der den Überblick hat, wo wir wirklich stehen. Doch woher soll ich wissen, ob das was ich von Gott zu hören glaube auch wirklich von ihm kommt?

Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Johannes 14, 26)

Gottes Geist will uns leiten, er spricht zu uns, wenn wir auf ihn hören. Doch er erinnert vor allem an das, was Jesus gesagt hat. Das können wir in der Bibel nachlesen. Für mich ist die Bibel, wie das Kartenmaterial des Navigationssystems und der Heilige Geist wie die Anweisungen. Die Anweisungen richten sich nach den Angaben des Kartenmaterials. Wenn ich sie schlecht verstanden habe, stelle ich mit einem Blick auf die Kartenanzeige fest, wie die Anweisung gemeint war.

Wenn der Heilige Geist in mein Leben hinein redet, dann nicht im Gegensatz zu dem, was in der Bibel geschrieben ist. Daran können wir prüfen, ob wir richtig verstanden haben. Andererseits gibt uns der Heilige Geist die konkreten Anweisungen, die jetzt für uns dran sind. Im Bild gesprochen: Er sagt uns, was wir für den jetzigen Weg brauchen, und was jetzt für uns dran ist.

Wenn der Heilige Geist uns an die Worte Jesu erinnern will, dann müssen wir sie zuerst einmal kennen. Ich muss die Bibel lesen, damit ich an etwas daraus erinnert werden kann. Aber ich muss nicht gleich alles verstehen. Meine Aufgabe ist es, jetzt umzusetzen, was ich jetzt verstehe und was Gott jetzt von mir will.

Computer-Crash

Aus dem Jahr 2002 oder 2003:

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crashArbeiten Sie mit einem Computer? Vieles ist damit einfacher oder wird überhaupt erst möglich. Ich jedenfalls möchte mir das Arbeiten ohne dieses Hilfsmittel nicht mehr vorstellen.

Entsprechend verärgert war ich, als mir jemand beim Installieren eines Programms das ganze System ruinierte. Es kostete mich Stunden, bis es wieder so einigermaßen lief. Da aber vorher alles vorinstalliert war und ich keine Disketten hatte, fehlten dennoch wichtige Dateien: Kein Zugriff auf die Soundkarte, nur das Minimum an Farben und manche Programme konnte ich überhaupt nicht mehr starten oder nur noch einige Grundfunktionen nutzen. Kurz gesagt: Das Arbeiten machte keinen Spaß mehr. Doch auch dafür ist eine Lösung vorgesehen. Der Hersteller bietet eine CD-ROM an, die den Computer in den Zustand zurückversetzt, in dem er ausgeliefert wurde. Alle anderen Daten werden gelöscht und alles wird wieder genau so eingerichtet, wie es nun einmal sein soll. Nun weiß ich, daß ich nicht mehr in eine solche Situation kommen kann, denn schließlich habe ich ja die Möglichkeit immer wieder von vorne anzufangen.

Das hat mich daran erinnert, daß auch in einem Menschenleben eine vergleichbare Situation entsteht. Durch „unsachgemäßen Gebrauch“ – die Bibel nennt das Sünde – wurde das Leben verdorben. Mit viel Mühe hat man es vielleicht so hinbekommen, daß es irgendwie läuft, aber von Qualität kann keine Rede sein. Da gibt es Mißtöne und das ganze ist ziemlich farblos. Auf alle Fälle können nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die vorgesehen waren. Aber ähnlich wie beim PC gibt es eine Lösung: Gott hat dafür gesorgt, daß die Sünde aus unserem Leben verschwinden kann und sich die Prioritäten wieder so ordnen können, wie es gedacht war. Es kommt „Farbe ins Leben“ wie es in einem Lied ausgedrückt wird.

Doch es hat Gott einiges an Arbeit gekostet und unglaubliches Leiden um uns diese Möglichkeit zu geben. Spätestens hier hat der Vergleich mit der Maschine seine Grenze, denn Jesus mußte sterben um uns neues Leben zu geben. Beim Computer hätte sich das Problem auch mit dem Kauf eines neuen Geräts lösen lassen, wenn da nicht die finanzielle Seite wäre. Doch Gott, der alle Möglichkeiten hätte, nimmt diese Mühe auf sich, weil er uns liebt. Wir sind eben nicht nur irgendeine Errungenschaft Gottes, sondern seine geliebte Schöpfung. Schon im Alten Testament spüren wir etwas von der Bereitschaft Gottes, wegen uns Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen: „Aber mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.“ (Jesaja 43, 24b – 25)

Wir haben also allen Grund, Gott zu vertrauen, denn er hat seine Liebe und Treue immer wieder bewiesen. Dann gibt er die Möglichkeit, zu dem Menschen zu werden, den er sich gedacht hat. Warum sollte man sich also mit weniger zufrieden geben?

Gott ist anders

Vater, …

osterkreuz… nicht einer der in die Enge treibt,
ER eröffnet Auswege.

… nicht einer, der mit dem Finger zeigt,
ER kommt mir mit offenen Armen entgegen.

… nicht einer, der drohend blickt,
ER will mich mit seinen Augen leiten.

Gott, Urbild der Vaterschaft
von Ewigkeit her, in Ewigkeit.

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Jesus, …

ostern… wer sich an DICH bindet,
ist wirklich frei.

… wer sich vor DIR beugt,
entdeckt seine Würde.

… wer sich DIR ganz hingibt,
bekommt Leben in Fülle.

Wer DIR nachfolgt,
DIR ähnlicher wird,
entdeckt, seine wahre Identität.

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„Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren;
und wer sein Leben verliert um meinetwillen,
der wird’s finden.“
(Mt. 10, 39)

Online

Text aus dem Jahr 2001 – da hatte ich noch ein Modem 🙂

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onlineKennen Sie das? Gerade ist man mit viel Mühe ins Internet gekommen – bei meinem Provider kann das zur Zeit durchaus mal eine halbe Stunde dauern – und dann, möglichst bei einem größeren Download, höre ich ein akustisches Zeichen und die Meldung: Verbindung unterbrochen. Also muss ich es noch mal versuchen. Natürlich ist bei den ersten 15 Malen wieder besetzt.

An sich ist das ganze zwar lästig, aber nicht besonders schlimm. Einen abgebrochenen Download kann man – wenn man die entsprechende Software hat – wieder aufnehmen, oder man fängt einfach von vorne an. Das kostet zwar Zeit und natürlich auch Geld, aber so ist das eben. Man hat sich damit abgefunden.

Eine etwas andere Erfahrung habe ich gemacht, als ich für etwa 2 ½ Stunden wegen Handwerkern nicht in mein Büro konnte. Das bedeutete: Kein Zugang zum Computer und damit zum gesamten Netzwerk. „Dann arbeiten Sie eben offline“, meinte mein Chef. Kein Problem, dachte ich, schließlich habe ich ja noch meinen Laptop dabei. Es war aber doch ein Problem. Mit dem Laptop kann ich zwar überall arbeiten, aber ich habe eben keinen Netzwerkzugang, kein Internet und auch über Diskette lassen sich noch keine Daten austauschen, weil das Laufwerk noch nachbestellt werden musste. Trotz technischer Ausrüstung konnte ich also meine Arbeit nicht tun. Aus purer Verzweiflung habe ich dann diesen Text geschrieben. Was sollte ich auch sonst machen?

Das Motto der Heilsarmee in diesem Jahr (2001) heißt: „Online mit Gott“. Meine Situation an diesem Tag hat mir sehr deutlich illustriert, was geschieht, wenn man eben nicht online – also in Verbindung – mit Gott ist. Jesus hat es im Johannesevangelium (Kapitel 15, Vers 5) so ausgedrückt:

„Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer bei mir bleibt, in dem bleibt mein Leben, und er wird viel Frucht tragen. Wer sich aber von mir trennt, kann nichts ausrichten.“ (Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“)

Vielleicht denken Sie jetzt: „Ich habe viele Gaben, ich kann vieles alleine, Gott ist nur etwas für Schwache und Unsichere.“ Doch wie gesagt: Mit der besten technischen Ausrüstung – mit den besten Gaben und Voraussetzungen kann man nicht das tun, wozu man geschaffen ist. Genau so, wie ich mit meinem guten, neuen Laptop nicht meine Arbeit tun konnte. Ich konnte mich wohl – mehr oder weniger sinnvoll – beschäftigen, aber meine eigentliche Arbeit musste liegen bleiben. Ein Leben ohne die Verbindung mit Gott geht also am eigentlichen Ziel vorbei. Und das ist gravierender als zwei Stunden Arbeitsausfall.

Domino-Day

Ein Text aus dem Jahr 2002:

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domino01Im Jahr 2001 wurde ein neuer Weltrekord aufgestellt. Mehr als 2.977.000 Dominosteine wurden kunstvoll zu Fall gebracht. Viele haben mit den Erbauern dieser verschiedenen Kunstwerke mitgefiebert und ihre Leistung bewundert. Was wir da zu sehen bekamen, hatte mit dem ursprünglichen Domino-Spiel nicht mehr viel zu tun – um so mehr allerdings mit dem sprichwörtlichen Domino-Effekt: An einer Stelle angestoßen, wirft ein Stein den nächsten um. Nach und nach sind dann die Bilder und Logos zu sehen, die vorher vorbereitet wurden. Um so enttäuschender, wenn es dann nicht funktioniert und man lediglich erraten kann, wie es hätte aussehen sollen.

So war es dann auch Anfang dieses Monats (November), als versucht wurde, den bisherigen Rekord, der in China aufgestellt wurde zu brechen. Mehr als 3,1 Millionen Steine wurden aufgebaut, in vielen verschiedenen Projekten und Motiven. Aber an manchen Stellen wollte es nicht richtig funktionieren. Fast 200.000 Steine blieben stehen – trotz sogenannter Rettungslinien, die als Alternativen gedacht waren. Manchmal genügte es, dass ein einziger Stein nicht planmäßig fiel, und schon konnte es ein, dass ganze Motivteile stehen blieben. Zum Schluss war es sogar fraglich, ob die erforderliche Anzahl erreicht werden würde.

Der Rekord wurde gebrochen, trotz einiger Pannen.

Kleine Ursache – Grosse Wirkung! Das ist allerdings nicht nur bei Domino-Steinen so. Mich erinnerte das an unser Leben als Christen. So könnte ich z.B. denken, es sei gleichgültig, ob ich meinen Platz ausfülle, oder? Bei so vielen Leuten fällt das doch gar nicht auf. Und sicher gibt es jemanden, der diesen Platz dann irgendwie ausfüllt. Doch es kommt eben auf den einzelnen an. Auch wenn Gott vieles trotz allem gelingen lässt, es wird dennoch nicht unbedingt das ganze Bild in seiner Schönheit erkennbar. Für jeden einzelnen hat Gott einen Platz und eine Aufgabe vorgesehen.

Die Bibel benutzt da ein anderes Bild:

„Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“ (1. Petrusbrief 2,5 )

Hier geht es auch um Steine – keine Steine, die fallen, sondern Steine, die ihren Platz im Gebäude einnehmen sollen. Aber die Aussage bleibt die gleiche: Gott hat mich – hat Sie – an eine bestimmte Stelle berufen, die genau richtig ist. Und es ist nicht egal, ob dieser Platz eingenommen wird oder nicht.

Rückspiegel

Passend zur Reisezeit einen weiteren älteren Text – ca. 2002:

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auto1Bei langen Fahrten auf der Autobahn begegne ich immer wieder den unterschiedlichsten Fahrern. Da sind die Vorsichtigen, die mit konstanten 100 km/h selbst bei freier Strasse sich unbeirrt (mehr oder eher weniger) voranbewegen. Da gibt es andererseits aber auch die Drängler, die mit meist entsprechend großen Autos alles aus der Bahn bugsieren wollen, was nicht ganz so schnell vorankommt wie sie selbst es könnten – wenn eben nur nicht der lästige Vordermann wäre. Eine weitere „Spezies“ unter den Autofahrern hat Mühe damit, wenn sie überholt werden. Andere sind einfach nur unachtsam, abgelenkt, risikofreudig, gedankenlos oder auch unsicher. Jemand hat einmal die Autobahn die „größte offene Psychiatrie“ genannt.

Wer also ohne Karambolagen sicher an sein Ziel gelangen will, kommt nicht umhin, auch die Autofahrer um sich herum abschätzen zu müssen. Auf langen Fahrten habe es ich mir auch zum Zeitvertreib angewöhnt zu überlegen, welcher Fahrer wie fährt. Und dann, wenn ich zum Beispiel überhole oder überholt werde, sehe ich nach, ob ich recht hatte. Wer sind die Leute, die so unsicher vor mir her schleichen? Wer die, die mir bei 150 km/h fast auf der Stoßstange sitzen? Ist es eine Frau, ein Mann? älter oder jünger? Mittlerweile ist meine Trefferquote dabei recht hoch.

Leider kann ich es mir selten verkneifen, immer wieder in den Rückspiegel zu schauen, wenn sich mal wieder ein dicker Wagen an meine Stoßstange heftet. Dann lasse ich mich beeinflussen und trete selbst aufs Gaspedal – lasse mich drängeln. Zwar wäre es meinem Hintermann dann lieber, ich würde einfach zur Seite fahren, aber das wiederum will ich nicht. Nicht selten habe ich durch meine Fixierung nach hinten erst recht spät gesehen, wenn es vorne eben nicht so schnell voran geht, wie ich dachte, oder wenn jemand abbremst. Oft bin ich dabei nur knapp einem Unfall entgangen.

Der Blick nach hinten, oder zur Seite auf die anderen um mich herum hat mich also in Gefahr gebracht, weil er einen zu großen Raum einnahm. Natürlich ist es wichtig, das Umfeld wahrzunehmen, aber wenn es mich von dem ablenkt, was vor mir geschieht, dann wird es gefährlich. Ich muss also vor allem in die Richtung sehen, in die ich mich bewege, sonst kommt es zum Unfall.

Diese Gedanken haben mich bewegt, als ich wieder einmal einige hundert Kilometer Autobahn zu fahren hatte. Es hat mich an einen Satz aus der Bibel erinnert: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ (Lukas 9, 62). Auch im Leben als Christen kann es also zu „Unfällen“ kommen, wenn der Blick zu sehr auf das gerichtet ist, was hinter mir liegt, oder was andere um mich herum tun, statt nach vorne in die Richtung, in die ich gehen will.

Vor kurzem habe ich eine Jubiläumsveranstaltung in einem Heilsarmeekorps besucht, und dort habe ich etwas ähnliches gehört: Nicht nur Rückblick, sondern vielmehr Ausblick auf das, was Gott noch alles mit uns vorhat. Und vor allem: Blick auf Gott selbst, damit er uns mit seinen Augen leiten kann, wie er es möchte: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.“ (Psalm 32, 8)

Ist der Sonntag museumsreif?

Aus der Reihe der älteren Texten – etwa um 2000 geschrieben:

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„Kirchgang oder Sonntagsbraten, Spaziergang oder Sportereignis: kein anderer Wochentag hat eine solche Fülle von Ritualen und Gewohnheiten hervorgebracht wie der Sonntag. Sonntags war Rollenwechsel angesagt: Abstand von der Monotonie des Alltags. Das zeigte man mit seiner Kleidung. Und das zeigte man auch in den Verhaltensmustern an diesem Tag.“

So fängt ein Artikel an, den ich vor kurzem in einer Fernsehzeitschrift gesehen habe. Da gibt es eine spezielle Ausstellung, die sich mit dem Sonntag befasst. „Ist der Sonntag museumsreif?“ Ist die Frage, die sich der Autor des Artikels stellt. – Nicht ganz unberechtigt, wie ich meine.

In der immer wieder neu eröffneten erhitzen Debatte um den verkaufsoffenen Sonntag gibt es die unterschiedlichsten Meinungen: Von „Jeder soll am Sonntag alles tun dürfen“ bis hin zu „am Sonntag hat man lediglich in die Kirche zu gehen und sich mit Gottes Wort zu beschäftigen, sonst nichts!“

Auch die Menschen zur Zeit Jesu hatten so ihre Probleme mit dem Ruhetag. Da war es zwar nicht der Sonntag, sondern der Samstag (Sabbat), aber die Streitpunkte waren nicht unbedingt so anders.

Markus 3, 3 – 5:

„Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Tritt hervor! Und er sprach zu ihnen: Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, Leben erhalten oder töten? Sie aber schwiegen still. Und er sah sie ringsum an mit Zorn und war betrübt über ihr verstocktes Herz und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und seine Hand wurde gesund.“

Jesus stellt den Menschen über den Sabbat. Der Ruhetag soll dem Menschen dienen, nicht ihn einengen. In den Augen Gottes hat der Formalismus keinen Platz, wenn er die Barmherzigkeit an den Rand drängt.

Auch heute gibt es einen solchen Formalismus. Es gibt immer wieder Leute, die meinen anderen sagen zu müssen, was am Sonntag geht und was nicht. Wichtiger wäre es, den eigenen Umgang mit dem „Tag des Herrn“ zu überprüfen.

Um kreativ – also schöpferisch – tätig zu sein, braucht er den Kontakt zu seinem Schöpfer. Dass Jesus gesagt hat, der Sabbat ist für den Menschen da, heißt eben auch, dass der Mensch diesen Ruhetag, diesen „Tag des Herrn“ braucht und ihn nicht ohne Folgen vernachlässigen kann. Selbst in der Extremsituation des Volkes Israels in der Wüste hat Gott selbst es so eingerichtet, dass das Volk seinen Sabbat hatte, so wichtig war ihm die Möglichkeit seines Volkes, sich auf seinen Gott zu besinnen.

Wo stehen wir heute? Auf der Seite der Formalisten, die anderen vorschreiben wollen, was sie am Sonntag zu tun oder zu lassen haben. Auf der Seite derer, die sich andererseits lediglich über einen freien Tag freuen? Oder stehen wir auf der Seite derer, die entspannt mit diesem Tag umgehen, weil sie ihn in Gottes Gegenwart leben und so seine Gaben wirklich genießen können? Nutzen wir diesen freien Tag um Zeit mit Gott zu verbringen und mit denen, die er uns an die Seite gestellt hat?

Ist der Sonntag museumsreif? Wohl kaum, nur müssten wir ihn vielleicht wieder neu mit Inhalten füllen. Ich wünsche Ihnen und auch mir, dass wir wieder ganz neu lernen, diesen Tag als so zu erleben, wie er gedacht war: als Freiraum für die Begegnung mit Gott, unserem Schöpfer und Vater. Dann kann er wieder Oase und Kraftquelle in unserem Alltag werden.

„Wenn…“

termine2Wenn …

  • diese Arbeit erledigt ist,

  • der Berg abgearbeitet ist,

  • ich diese Stellung, dieses Ansehen, dieses Auto habe,

  • ich Urlaub habe,

  • ich in Rente bin,

  • ich dies oder das erreicht habe,

  • ich mir dieses oder jenes leisten kann,

  • die Kinder älter sind,

  • ich diesen oder jenen nicht mehr sehen muss,

  • die Umstände anders sind,

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dann …

  • werde ich mir Zeit zum Gebet nehmen.

  • werde ich mir mehr Stille gönnen

  • werde ich Ruhe haben

  • werde ich Frieden finden

  • werde ich diesen oder jenen besuchen

  • werde ich Freundschaften knüpfen und pflegen

  • werde ich mich für andere einsetzen

  • werde ich mein Hobby wieder pflegen

  • werde ich die Natur genießen können

  • beginne ich zu leben.

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DU NARR!

Lukas 12, 19 – 20a (EÜ): „Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freu dich des Lebens. Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! …“

Die Freiheit, da ist keine Not:
Wohin man sieht, schlägt sie wer tot.
Doch wie die Freizeit totzuschlagen,
muss man den Leuten eigens sagen.

Eugen Roth

Leben im Überfluss

Die Werbung hat es mir offenbar angetan. Aus der Reihe der älteren Texte – etwa um 2000 geschrieben:

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lebenVor einiger Zeit sah ich dieses Werbeplakat. „Leben im Überfluss“, welch ein grosses Versprechen! Den „Überfluss“ macht dabei ein Milchshake – halbe(!) Grösse – aus. Es ist mir neu, dass wir neuerdings so bescheiden geworden wären. Sonst lautet doch eher die Devise: „Ich will alles und zwar sofort“. Jeder will „etwas vom Leben haben“. Doch wer von Geschaffenem erwartet, die Leere auszufüllen, die nur der Schöpfer selbst ausfüllen kann, wird zwangsläufig „ent-täuscht“ werden. Das heisst, er wird irgendwann seine Täuschung erkennen – hoffentlich noch rechtzeitig.

Jesus verspricht da etwas ganz anderes (Johannesevangelium 10,10b): „Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Das ist schon etwas anderes, als ein halber Milchshake. Nicht nur „etwas“ vom Leben, sondern das ganze Leben in der Beziehung zu Jesus Christus, das ist also möglich. Oft sind wir aber so beschäftigt mit allen möglichen wichtigen Angelegenheiten, dass wir gar nicht mehr dazu kommen, uns um diese Beziehung zu kümmern: „Lieber der Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“, und wer unzufrieden ist, sucht sich eben Ersatzbefriedigungen.

Die Diskussionen um den verkaufsoffenen Sonntag zeigen ebenfalls das ganz deutlich. Doch wir sind dabei, uns einen Schutzraum selbst zu zerstören; einen Raum, in dem es einmal nicht ums Geldverdienen geht, in dem wir frei sind, um über andere Werte nachzudenken. Es ist dabei die Frage, ob wir nicht wesentlich mehr verlieren, als wir jemals gewinnen könnten. Erwarten wir doch nicht von materiellen Gütern, was nur Gott uns schenken kann! Oder, um es mit den Worten der Bibel zu sagen:

„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?“ (Matth. 16, 26)